Agentur für Ballett/Tanz und Bühne

Der Feuervogel

Was bei der Uraufführung 1910 durch die Ballets Russes vom Choreografen und Librettisten Michail Fokin als opulente Melange zweier russischer Volksmärchen angelegt war und sich zum vieldeutigen modernen Balletteinakter mauserte, inspirierte Scholz rund 75 Jahre später zu einer futuristischen Lesart. Mehrmals hat er sich mit dem Stoff auseinandergesetzt: 1986 in Zürich, 1987 in Hannover (Wiederaufnahme 1999), 1993 in Leipzig, 1998 in Stuttgart (mit Vladimir Malakhov als Feuervogel und mit rosalies Bühnenbild und Kostümen) und 2004 an der Deutschen Oper Berlin beziehungsweise dem neu formierten Staatsballett Berlin mit neuer Ausstattung. Was alle Versionen, die wie üblich den jeweiligen Solisten angepasst wurden, eint, ist die Musik: Scholz verwendet nicht das 45-Minuten-Original, sondern Strawinskys revidierte, um ein Drittel gekürzte Orchesterfassung von 1945. Und er legt, nach den Menschheitskatastrophen des vergangenen Jahrhunderts, die Handlung nicht im naiven Märchenumfeld an. Sein Feuervogel siedelt in einer kalt technisierten Maschinenwelt, setzt die Humanität von Feuervogel und Iwan gegen das hirnlose Funktionieren im Dämonenreich des Zauberers. Die beiden letzten Versionen sind konsequent, auch bedingt durch rosalies Ausstattung: Selbst nach der Befreiung bleiben die Mädchen mit ihren Plastikkleidchen in einer künstlichen, mechanisch selbstläufigen Sphäre.